„Neue Möglichkeiten“ war das Motto des MoRe-Symposiums am 16. Mai 2025 in Berlin, das von der BAG Mobile Rehabilitation (BAG MoRe), der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation (DVfR) und der Diakonie Deutschland gemeinsam veranstaltet wurde. Dabei wurden die Themen „Adaptation“ und „Telerehabilitation“ hinsichtlich ihrer Gestaltungsmöglichkeiten für den Bereich der mobilen Rehabilitation erörtert.
Der Vorsitzende der BAG MoRe, Dr. Rudolf Siegert begrüßte die Teilnehmenden zum diesjährigen „lernenden Symposium“. Die Auseinandersetzung mit den beiden Themenfeldern sei Neuland, da bislang Konzepte, praktische Erfahrungen und wissenschaftliche Erkenntnisse fehlen. Die Relevanz beider Themen ergebe sich aktuell aus den neuen Rahmenempfehlungen Vorsorge und Rehabilitation, die ab 1.7.2025 in Kraft treten.
ADAPTATION – eine Kernaufgabe der mobilen Rehabilitation
Dr. Martin Warnach stellte erste Zwischenergebnisse der Arbeitsgruppe „Adaptation“ der BAG MoRe vor. Ziel der AG war die begriffliche Klärung von Adaptation als ein zentraler Aspekt der Indikationsstellung für die mobile Rehabilitation. Die Formulierung bzw. Klärung des adaptiven Ansatzes der MoRe ist sowohl für die konzeptionellen Grundlagen der MoRe auf der Basis der ICF als auch für die Arbeit der MoRe-Einrichtungen wichtig. Zudem nehmen die maßgeblichen Regelungen für die mobile Rehabilitation – „Gemeinsame Empfehlungen zur Mobilen Rehabilitation (2021)“ und „Begutachtungsanleitung Vorsorge und Rehabilitation (2023)“ – auf adaptive Strategien der MoRe Bezug.
Die AG schlägt folgende Definition aus der Perspektive der MoRe vor:
Adaptation ist die gemeinsame aktive Arbeit mit den Rehabilitanden an und mit ihren ggf. zu modifizierenden Kontextfaktoren – mit dem Ziel, die Reha-Ziele auf der Ebene der Funktionen, der Aktivitäten und der Teilhabe zu erreichen.
Darüber hinaus erläuterte Dr. Warnach die Kernbereiche der Adaptation nach ICF (personbezogene Faktoren, materieller und sozialer Kontext) sowie die Zusammenhänge zu anderen Rehastrategien. Er stellte in Aussicht, dass die AG das Themenfeld weiterbearbeiten wird.
Dr. Matthias Schmidt-Ohlemann erklärte in seinem Vortrag die leistungsrechtlichen Bedingungen für eine adaptive Rehabilitationsstrategie im Rahmen einer medizinischen Rehabilitation.
Im Anschluss stellten Dr. Martin van Soest und Pierre Preuss drei Fallbeispiele aus der Praxis vor, die zeigten wie Adaptation gelingen kann, um die Teilhabe der Betroffenen zu verbessern.
In der Diskussionsrunde am Ende des Vormittags wurden verschiedene Fragen erörtert, u.a. zu adaptiven Rehastrategien bei kognitiven Beeinträchtigungen sowie zum Vorgehen bei notwendigen Verlängerungsanträgen für MoRe-Maßnahmen, wenn aufgrund der Beeinträchtigung die genehmigte Rehamaßnahme zeitlich nicht ausreicht. Kritische Anmerkungen gab es zur Heilmittelversorgung in der ambulanten ärztlichen Versorgung, deren Wirkung aufgrund unzureichender Teilhabeorientierung häufig verpuffe. Auf die Frage nach erforderlichen Kompetenzen der MoRe-Teams, um adaptive Strategien zu entwickeln und umzusetzen, wurde neben Fachlichkeit auf viel Kreativität und Einfühlungsvermögen der Therapeuten bei der Erreichung der jeweils individuellen Reha-Ziele hingewiesen sowie auf den fachlichen Austausch innerhalb der BAG MoRe.
TELEREHABILITATION im Rahmen der mobilen Rehabilitation
Dr. Rudolf Siegert, wies einführend auf die Möglichkeiten, Chancen und Grenzen der Telerehabilitation hin sowie auf viele bestehende Vorurteile insbesondere bezüglich der Klientel der MoRe. Er plädierte dafür, die neuen Möglichkeiten offen anzugehen und Umsetzungserfordernisse auszuloten.
Möglichkeiten der Telerehabilitation aus Therapeutensicht erläuterten Kirsten Stangenberg-Gliss (Ergotherapie), Marisa Hoffmann (Physiotherapie) und Maria Barthel (Logopädie). Sie stimmen überein, dass Telerehabilitation absolutes Neuland ist und einheitliche Begriffe und praktische Erfahrungen fehlen. So wurden in den Beiträgen überwiegend Studienergebnisse aus der Teletherapie herangezogen. Die vorgestellten Beispiele für digitale Maßnahmen zeigten gute Akzeptanz seitens der Rehabilitanden und Machbarkeit auch für multimorbide, ältere und pflegebedürftige Personen. Diese wertvollen Anregungen sollten bei künftigen Entwicklungen zur Telereha berücksichtigt werden.
Die Referentinnen ermunterten dazu, ohne vordergründige Bedenken offen und kreativ die Anwendung digitaler Technologien im Rahmen der Reha zu erproben, z.B. als individuell zu gestaltendes Hybridmodell mit Präsenzterminen und Assistenzpersonen, und dabei die Vorteile für die Teilhabesicherung der Rehabilitanden ebenso wie für die Leistungserbringung in den Blick zu nehmen.
Dr. Martin van Soest berichtete anschließend über Erfahrungen mit Televisiten und Videoaufnahmen in der Mobilen Geriatrischen Rehabilitation, die im Rahmen einer kleinen Studie erhoben wurden. Insbesondere für Televisiten in Begleitung gab es eine große Offenheit seitens der Rehabilitanden, während Videoaufzeichnungen zur Dokumentation und visuellen Unterstützung der Teamsitzung einen hohen Aufwand bedeutete, bei geringer Akzeptanz durch die Rehabilitanden.
In der Diskussion wurden Voraussetzungen der Telereha erörtert, z.B. gute Planung (einschl. Zielbestimmung), strukturiertes Vorgehen, hybride Modelle, Unterstützung durch Helfer vor Ort, technische Ausstattung, Teamkompetenzen, Haftungsfragen u.a. Während für teletherapeutische Anwendungen in der Heilmittelerbringung die rechtlichen Grundlagen und Abrechnungsmöglichkeiten z. T. bereits vorhanden sind, müssen diese für eine Tele-MoRe noch entwickelt werden. Bekräftigt wurde, dass in den kommenden Jahren im Zusammenhang mit steigender digitaler Kompetenz in der (älteren) Bevölkerung die Akzeptanz digitaler Leistungen auch im Rehabereich wachsen werde und damit Handlungsbedarf bestehe.
Zum Abschluss des Symposiums dankte Dr. Rudolf Siegert allen Teilnehmenden für den regen Austausch und den Referentinnen und Referenten für ihre Impulse. Zur Klärung der vielen noch offenen Fragen erwäge die BAG MoRe die Gründung einer AG, um Gestaltungsmöglichkeiten der Tele-Reha in der MoRe auszuloten.
Hier finden Sie die Vorträge des Symposiums zum Nachlesen:

Warnach M., Adaptation als Strategie der mobilen Rehabilitation
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Schmidt-Ohlemann M., Adaptation und Leistungsrecht
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Siegert R., Telerehabilitation – Möglichkeiten und Grenzen
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Stangenberg-Gliss K., Telerehabilitation aus Sicht der Ergotherapie
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Barthel M., Telerehabilitation – Telemedizinische Leistungen in der Logopädie
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van Soest M., Televisiten und Videoaufnahmen in der MoGeRe
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